Rettungsaktion die zweite...


Dieser Morgen wird mir sehr lange in Erinnerung bleiben. Es war der Morgen der zweiten Rettungsaktion, die meine Frau im Laufe meiner Fototouren für mich bisher durchführen musste. Die erste war im Januar 2013, als meine Frau mich bzw. mein Auto von einer vereisten Fahrbahn retten musste (Blog Post aus Dezember 2013).

Dieses Mal musste sie eigentlich nicht mich sondern eher unseren Hund Phenollio retten. Ich wollte der Burg Hohenhundersingen einen Besuch abstatten und hoffte auf eine herbstliche Nebelstimmung.

Es war mein erster Besuch auf dieser Burg und so war ich sehr froh, dass ich bei meiner Anfahrt sowohl den als Ausgangspunkt gewählten Parkplatz als auch den Weg entlang des Albtraufs zur Burg bei völliger Dunkelheit gefunden hatte. Schließlich wollte ich den Tagesanbruch auf der Burg erleben. Für dieses Ziel hatte ich selbst einen wundervollen Nachthimmel mit Nebelschwaden auf der Albhochfläche bei der Anfahrt unfotografiert gelassen.

An der Burg angekommen stand ich vor einer eisernen Gittertreppe, die ziemlich steil auf die Burg hinauf führt. Kein Problem, dachte ich. Schließlich hat unser Hund seit unserem Urlaub in der Sächsischen Schweiz genau mit solchen Treppen Erfahrung. Kurz vor dem Aufstieg schaute er mich an und ging dann auf mein Signal die Treppe hinauf.

Leider war der Ausblick oben nicht so wie ich mir das vorgestellt hatte. Der Nebel war sehr dicht, so dass ein Blick ins Tal oder auf den am Himmel stehenden Vollmond nicht möglich war. Also beschloss ich ohne auch nur ein Foto zu machen, die Treppe wieder hinab zu steigen und statt dessen den Weg auf die Albhochfläche weiter zu gehen.

Wir kamen genau 5 Stufen weit. Dann blieb Phenollio stehen und ging nicht mehr weiter. Zumindest bis zu dem Moment an dem er auf der Treppe umdrehte und wieder nach oben ging. So oft waren wir schon auf solchen Treppen und es war nie ein Problem. Und jetzt das.

Es gab keine Alternative von dieser Burg herunter zu kommen. Im Laufe von 10 Minuten versuchte ich ihn mit Leckereien zu locken, vor ihm her zu gehen, hinter ihm zu gehen, versuchte es mit beruhigen und auch mal mit einem Befehlston. Selbst als ich alleine von der Burg stieg und ihn von unten zu mir rief drehte er sich weg als würde es ihn nicht interessieren dass ich bereits am Fuß der Burg war. Alles zureden und unterstützen half nichts. Wir hatten zwischendurch auf der Burg gespielt um ihn wieder abzulenken und zu beruhigen. Wir suchten gemeinsam die Burg nach einem anderen Weg ab in der Hoffnung, dass er erkennt, dass es keine Alternative gibt. Nichts half. Tragen lassen wollte er sich sowieso nicht und das wäre mir bei der schmalen und steilen Treppe alleine auch zu gefährlich gewesen.

Also blieb mir nichts anderes übrig. Ich musste meine Frau an diesem Sonntag morgen telefonisch wecken, damit sie die 45 KM Fahrt auf sich nimmt, um Phenollio und mich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Ich hoffte darauf, dass er vor lauter Freude sie zu sehen seine Angst vergisst und die Treppe hinab steigt. Hätte ja sein können...

Die Wartezeit verbrachte ich zusammen mit Phenollio auf der Burg und nutzte dann zumindest die Gelegenheit doch noch die Nebelstimmung zu fotografieren. Dabei entstand das erste Foto in diesem Post. Die Geschichte dieses Fotos werde ich wohl nie vergessen.

Nach fast einer Stunde traf dann meine Frau in Begleitung meiner Tochter nach der Autofahrt und einem vernebelten Fußmarsch an der Burg an. Phenollio freute sich sehr. Vor allem darauf, dass Frauchen doch jetzt bestimmt gleich die Treppe hoch kommt. Es war klar, er wartet oben. Nicht mal auf die erste Treppenstufe ließ er sich locken.

Alle gemeinsamen Versuche ihn zum Abstieg zu bewegen scheiterten. Und so blieb nur noch die finale Rettungsaktion. Er musste mit seinen 30 KG die Treppe hinunter getragen werden. Natürlich lässt er sich nicht einfach auf dem Arm tragen. Das wäre bei dieser Treppe auch viel zu gefährlich gewesen. Statt dessen bekam er ein zweites Hundegeschirr an, mit dem ich ihn nun vom Boden abheben konnte. Begeistert war er nicht, was er auch mit einem Herz zereisenden Gewimmer kund tat.

Ich denke, wir litten mindestens ebenso wie er, wenn nicht noch mehr. Aber es gab einfach keine Alternative wenn wir nicht den Rest des Lebens auf dieser Burg verweilen wollten.

Minuten später kamen wir unten an. Voller Adrenalin aber Hauptsache Unfallfrei! Es war deutlich zu spüren, dass Phenollio überglücklich war, wieder unten zu sein und er zeigte deutlich, dass er nun auch noch ein wenig wandern möchte. Auf diese Weise kamen wir zumindest zu einer kleinen gemeinsamen Tour mit Frauchen und Tochter.

Hier die Fotos zur Geschichte:

Blick von der Burg Hohenhundersingen auf den Albtrauf. 
Die Sonne kämpft sich durch den Nebel oberhalb der Burg

Da geht es nicht weiter... die Sackgasse zum Ausblick auf das neblige Tal

Über diese Brücke musst Du gehn....

Burg Hohenhundersingen als sich der Nebel verzogen hatte

Was willst Du von mir? Ich bleib oben!